Die Wohngemeinschaft GILA ist 2009 entstanden, um dementiell Erkrankten einen Wohnraum zu geben, in dem die Selbstbestimmung des Menschen Vorrang hat und nicht durch institutionelle Vorgaben übergangen wird. Das Haus mit seinen sechs Etagen eignet sich besonders den familiär angelegten Wohngemeinschaften einen individuellen Gestaltungsraum zu ermöglichen und unterscheidet sich so von bereits bestehenden Einrichtungen mit Heimcharakter. Auch das zu jedem Apartment gehörige Einzelbad mit Dusche und WC unterstützt die gewohnte Privatsphäre. Wir bieten insgesamt 25 Menschen mit Demenz in unserer Wohngemeinschaft in Frankfurt die Möglichkeit, bei uns zu leben – und zwar ganz gleich, in welchem Stadium sich ihre Krankheit befindet. In der Praxis hat sich herausgestellt, dass wir etwa vier bis fünf neue Bewohner/Bewohnerinnen pro Jahr aufnehmen können.
Konzeption und Ziele
Die Idee: selbstbestimmtes Leben trotz Demenz
In zwei Wohngruppen leben jeweils 12 bzw. 13 Menschen auf vier Etagen zusammen. Zusammenleben heißt: Es gibt eine gemeinsame Wohnküche. In der zweiten dritten und vierten Etage befindet sich jeweils ein gemeinsamer Aufenthaltsraum; gleichzeitig hat jeder Bewohner/jede Bewohnerin die Möglichkeit, sich ins eigene Apartment zurückzuziehen. Der Unterschied zu anderen Einrichtungen: unsere Wohngemeinschaft für Demenzkranke ist nicht wie ein Heim konzipiert, sondern als Einrichtung, in der Demenzkranke gut betreut in häuslicher Atmosphäre wohnen können. Es gibt keinen streng geregelten Tagesablauf, jeder kann nach seinem eigenen Rhythmus leben
Eine Demenz-WG in Frankfurt – wie kam es zu der Idee?
Es gibt seit vielen Jahren einen großen Mangel an Pflegekräften. Unsere Idee: Es wäre doch geradezu eine ideale Hilfe zur Selbsthilfe, examinierte Pflegekräfte im Alter zusammenleben zu lassen. Nachdem sich 2007 dann kurzfristig die Möglichkeit ergab, das behindertengerecht sanierte und eingerichtete Objekt in der Günderrodestrasse 21 zu nutzen, haben wir die Gelegenheit genutzt und 2009 in Frankfurt die betreute Wohngemeinschaft für Senioren mit Demenz gegründet.
In unserer Demenz-WG wohnen nicht nur Bürger aus Frankfurt, die bereits vorher in Frankfurt gelebt haben, sondern auch Menschen, deren Angehörige im Rhein-Main-Gebiet ihren Lebensmittelpunkt haben. Nicht nur für Angehörige ist es wichtig den Betreuten in Ihrer Nähe zu wissen – auch uns ist es sehr willkommen, wenn die Angehörigen sich engagieren und mitwirken: Bei Festen Veranstaltungen nehmen wir die Hilfe Mitwirkung der Angehörigen bei der Betreuung gern in Anspruch.
Angehörige sind auch als Besucher stets willkommen – wir achten darauf, so wenig wie möglich zu reglementieren – bei uns gibt es keine festen Besuchszeiten. Allerdings achten wir schon auf das verstärkte Ruhebedürfnis von Demenzkranken – Besuche nach 20:00 Uhr sollten Angehörige vermeiden.
Der Weg: qualifizierte Betreuung, offen für Kontakte
Das Betreuungsteam besteht aus examinierten und nicht examinierten Kräften. Unterstützend sind zugelassene Pflegedienste für die Behandlungspflege und Pflegeaufwand nach SGB XI tätig. Außerdem fördern wir einen regen Kontakt zu Angehörigen, gesetzlichen Betreuern, Ärzten sowie weiteren Kooperationspartnern. Wir kooperieren mit dem Mehrgenerationenhaus im Gallus und arbeiten bei Ausflügen immer wieder mit dem VdK Höchst zusammen. Die Wohngemeinschaft GILA ist – je nach Akzeptanz der Bewohner – offen für Kontakte mit ortsansässigen Vereinen bzw. Kirchengemeinden. So kommt z.B. der Pfarrer der Ev. Kirchengemeinde einmal monatlich zu uns, um einen Gottesdienst abzuhalten.
Ziele – Bewohnern ein Zuhause bieten und Ihnen die Möglichkeit zur Mitwirkung geben
- Immer ein Ansprechpartner in vertrauter Umgebung – Grundlage ist das milieutherapeutische Betreuungs- und Wohnkonzept. Die kontinuierliche Betreuung der Bewohner und Bewohnerinnen ist auf der Grundlage der individuellen Biographien durch einfühlsame Betreuungspersonen im Rahmen eines wohlstrukturierten Tagesablaufes gewährleistet – in einer stressarmen und gut überschaubare häuslichen Umgebung.
- So viel Normalität wie möglich – die Gestaltung des Alltags orientiert sich an der Rekonstruktion der vertrauten Lebensabläufe. Die Beteiligung der Bewohner und Bewohnerinnen, wie auch ihrer Angehörigen, an alltäglichen Tätigkeiten gehört zu einem zentralen Angebot zu Rekonstruktion eines vertrauten häuslichen und familiären Milieus.
- Partizipation – die Möglichkeit und das Recht eigene Entscheidungen zu treffen und selbstbestimmt handeln zu können, hat einen hohen Stellenwert für die Wohngemeinschaft GILA. Auch die Betreuung, die von ambulanten Pflegediensten geleistete Pflege und die hauswirtschaftliche Versorgung sind darauf ausgerichtet, die Ressourcen der Bewohner und Bewohnerinnen zu erkennen, zu erhalten und so weit möglich zu fördern.
Unsere Arbeit – wir begleiten und betreuen das Leben in der Wohngemeinschaft
- Individuelle Lebensgestaltung durch kleine Wohneinheiten mit sechs oder sieben Bewohnern bzw. Bewohnerinnen pro Etage.
- 24 Stunden kompetente Betreuung rund um die Uhr, sieben Tage in der Woche – Menschen mit Demenz benötigen gerade im fortgeschrittenen Stadium sehr viel Pflege; mit einem ambulanten Pflegedienst ist es dann längst nicht mehr getan; hier sind pflegerische Leistungen gefragt, die die GILA Wohngemeinschaft rund um die Uhr erbringt.
- Keine Über- oder Unterforderung durch individuell angepasste Tagesstrukturierung – jeder Bewohner hat seine Vorlieben, der eine zieht sich lieber zurück, die andere wirkt gerne mit, sei es beim Kochen oder beim Zusammenlegen der Wäsche. Wir berücksichtigen die unterschiedlichen Mentalitäten unserer Bewohner.
- Wir berücksichtigen biografisch begründete Lebenserfahrungen.
- Förderung von Gemeinschaftsaktivitäten, um das harmonische Zusammenleben in der Wohngemeinschaft zu erleichtern, verbunden mit einem respektvollen Umgang, auch was den Wunsch nach Ruhe und Rückzug angeht. Wir bieten unseren Bewohnern zahlreiche Möglichkeiten sich zu beteiligen und Lebensfreude zu entwickeln – beim Spielen Basteln, Singen oder einfachen Bewegungsübungen, im Kontakt mit Tieren und mit Kindern. Wir machen unseren Bewohnern Angebote und versuchen sie zu aktivieren – ob sie unsere Angebote wahrnehmen oder sich lieber in ihr Apartment zurückziehen, bleibt ihnen überlassen.
- Gesetzliche Betreuer und Angehörige beziehen wir ein – wer unsere Bewohner musikalisch unterhalten oder mit einem Gedicht erfreuen möchte – gern unterstützen wir Angehörige dabei, ein Stück ihres Familienlebens zu bewahren und freuen uns über ihre Unterstützung bei Frühlings- oder Sommerfesten und natürlich bei unserer Weihnachtsfeier.
- Den Betreuungsaufwand legen wir zusammen mit Betroffenen und Angehörigen fest. Eine individuelle Anpassung der Betreuungsleistungen ist jederzeit möglich.
- Werden Pflegeleistungen benötigt, können wir einen Pflegedienst direkt bei uns im Haus hinzuziehen.
- Wir fördern soziale Kontakte. Stadtteilarbeit mit Kirchengemeinden, Jugend- und Kindereinrichtungen und sozialen Einrichtungen – dies trägt dazu bei, unseren Bewohnern so weit wie möglich den Kontakt zur Außenwelt zu erhalten. Ein Beispiel ist das Frühlingsfest des Vereinsrings Gallus e.V. – ob es das Tanzen oder die Begegnung mit Kindern ist – es gibt vieles, um das Leben unserer Bewohner mit ein wenig Lebensfreude zu bereichern.
- Begegnungen mit anderen Menschen in einem kleinen, überschaubaren und vertrauten Rahmen.